"Als schon etliche
Kilometer hinter dir liegen und deine Lunge pfeift, verlangsamst du deine
Schritte und was du siehst, sind grüne Weiden im Halbschatten der herbstgelben
Bäume, und weit hinten steht ein einsames, weißes Pferd. Und dir wird plötzlich
klamm. Irgendwas in dir fühlt sich wund an. Nicht, dass du etwas Tragisches mit
weißen Pferden verbindest, oder mit der Oktobersonne, die sich träge einen Weg
durch die Wipfel bahnt, es ist nur… es ist dir zu viel. Dir ist einfach alles
zu viel, dieser Anblick, dieses Pferd, die vielen Blätter, die unter deinen
Turnschuhen krümeln. Jedes Blatt, ein groteskes Werk aus winzigen Äderchen und
Zellteppichen, ein kleines Kraftwerk- und jetzt unter deinen Nike’s im Schlamm.
Milliarden. Milliarden Blätter unter Millionen von Schuhen, die an Millionen
von Menschenfüßen stecken, von denen jeder sein eigenes Leben lebt, und
möglicherweise jeder zehnte gerade an ähnliche Frustrationen zu beißen hat wie
du. Milliarden von Plänen, Milliarden von Hoffnungen, Milliarden von
alternativen Schicksalen. Alles könnte anders sein, du könntest jemand anderes
sein. In deinem Kopf lebst du schon lange jeden Tag in einem anderen
Paralleluniversum; du hast dir sämtliche dieser Universen schon so bunt
ausgemalt, dass du um ihre Farce vergisst. Warum aber das Pferd, das weit weg
still steht und dessen Huf du dennoch abbekommen hast? Warum diese Erkenntnis,
die inmitten wohlbekannter Weiden, an denen du seit Jahren vorbeikommst,
plötzlich auf dich herabzuregnen beschließt? Weil es jemand anderes sein
könnte, der dort vorbeiläuft und dieses Pferd sieht. Der Ort könnte bis ins
Detail genau gleich aussehen und ein anderer sein. Dein Ziel könnte ein anderes
sein. Dein Ziel könnte so viel näher sein. Schlussendlich könntest du auch
einfach wissen, was eigentlich dein Ziel ist. Aber hier bist du, mit deinem
wirklichen Leben, vor dir einen schlammiger, von Schlaglöchern übersäter Weg, und
das Pferd, und die Sonne und der unendliche blaue Himmel, der immer derselbe
ist."
Ich weiß nicht, ob das Sinn macht.
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